SportKultur Kunstfreunde
Hoch über dem Donautal thront es, das eindrucksvolle Schloss Mochental – ein barockes Kleinod bei Ehingen im Alb-Donau-Kreis, das sich wie selbstverständlich in die weichen Hügel der Schwäbischen Alb schmiegt. Doch wer hier nur Stuck, Ahnenporträts und höfische Historie erwartet, irrt gewaltig. Schloss Mochental ist weit mehr: ein lebendiges Gesamtkunstwerk, das barocke Architektur mit zeitgenössischer Kunst in einer so unaufdringlichen wie faszinierenden Symbiose vereint. Eine Gruppe der SportKultur Kunstfreunde war dort und restlos begeistert.
Barock mit Aussicht: Architektur mit Charakter
1730-1733 erbaut unter Abt Augustin, nach Plänen der Baumeister Gebrüder Joseph und Martin Schneider, gehört Mochental mit seinen 365 Fenstern zu den repräsentativsten Landschlössern Oberschwabens. Die dreiflügelige Anlage mit Ehrenhof und prächtiger Freitreppe, war einst für die Äbte des Klosters Zwiefalten als Sommerresidenz gedacht – ein Rückzugsort, an dem Weltflucht und Repräsentation Hand in Hand gingen. Die harmonische Fassade mit barocken Schwüngen, Rundbogenfenstern und zart gegliederten Pilastern verrät auf den ersten Blick: Hier wohnt kein Märchenkitsch, sondern Stilbewusstsein mit historischem Tiefgang. Ein Schloss, das nicht laut prahlt, sondern leise beeindruckt.
Galerie Schrade: Wo Gegenwart auf Geschichte trifft
Seit 1985 füllt die Galerie Ewald Schrade die alten Mauern mit neuer Kunst. Wo einst Äbte residierten, hängen heute Werke der Crème de la Crème der deutschen Nachkriegsmoderne. Galerist Ewald Karl Schrade, passionierter Kunstkenner und Begründer der Kunstmesse art Karlsruhe, hat aus Mochental einen Pilgerort für Kunstfreunde gemacht – zwischen Avantgarde und Alpenblick. Die Ausstellungen wechseln mehrmals im Jahr und schlagen eine beeindruckende Brücke zwischen historischem Raum und zeitgenössischem Ausdruck. Exemplarisch für die vielen ausgestellten Künstlerinnen und Künstler, seien hier einige erwähnt. Von dem für expressive Holzfiguren bekannten Ralf Klement, ist eine Auswahl seiner sympathischen Karottenfiguren zu sehen. Von Erich Heckel werden Holzschnitte und Aquarelle gezeigt, von Marion Eichmann Papierschnitte. Der lichte Hubertussaal ist aktuell die große Bühne für Bilder und Skulpturen von Otto Herbert Hajek. Die stimmungsvolle Nikolauskapelle bildet für die großflächigen Gemälde von Gisela Krohn, passend betitelt „Echo des Lichts“, nicht nur Kulisse, sondern tritt in echten Dialog mit der Kunst. Jeder Raum wird zum Schauplatz – mal dramatisch, mal meditativ, nie beliebig. Ein Schloss, zwei Welten, eine Idee
Schloss Mochental ist ein Paradebeispiel dafür, wie historische Bausubstanz und moderne Kunst einander nicht ausschließen, sondern beflügeln können. Hier trifft stilvolle Vergangenheit auf pulsierende Gegenwart – ein inspirierendes Zusammenspiel, das nicht museal erstarrt, sondern lebendig bleibt. Für Kunstliebhaber, Architekturfreunde oder einfach Menschen mit Sinn fürs Schöne ist Mochental mehr als ein Ausflugsziel. Es ist ein Ort der Entschleunigung, der Begegnung – und vielleicht auch ein kleines Stück heimatlicher Kunstgeschichte.
Text und Fotos: Norbert Klotz