Schillerlinde

Schillerlinde

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Es gibt auf der Wangener Gemarkung kaum ein Gebäude oder eine Besonderheit, die so bekannt ist, wie die Schillerlinde. Schon als kleine Buben sind wir sonntags zur Schillerlinde hinaufgeschnauft, haben im Dürrbach nach Fröschen und Kaulquappen gesucht und zum Abschluss des anstrengenden Mittages auf den Bänken bei der Schillerlinde uns ausgeruht und die Aussicht genossen. Ganz abgesehen davon, dass bei überraschenden Regengüssen die Hütte bei der Schillerlinde oftmals der einzige rettende Ort war.

Diese segensreiche Unterstehhütte mitsamt dem markanten Baum haben wir dem Verschönerungsverein der Stadt Stuttgart zu verdanken. Er wurde 1861 gegründet und hat rund um Stuttgart viele schöne Plätze gerichtet und interessante Gebäude erstellt. Auch der Aussichtspunkt Staibhöhe geht auf sein Konto. Doch wir wollen heute nicht die Geschichte des Verschönerungsvereins beschreiben, sondern nur die Väter der Schillerlinde erwähnen.
Wohl in Zusammenhang mit der Eingemeindung unseres Ortes nach Stuttgart am 1.4.1905 war man im Verschönerungsverein auf den Gedanken gekommen, dem städtischen Zuwachs auch von dieser Seite etwas Gutes zu tun.

Wir dürfen aus der Vereinschronik folgende Auszüge zitieren: Anlässlich der 100. Wiederkehr von Schillers Todestag wurde vom Verschönerungsverein auf der Wangener Höhe vor dem Walde eine kleine Anlage geschaffen mit einer Hütte und dort am 12. Mai 1905 eine Schillerlinde gepflanzt. Zu deren Weihe fand eine kleine Feier statt, bei der das Ausschussmitglied Lotter die Festrede hielt und anschließend einige prächtige Strophen vortrug, die von Dr. v. Schönhardt zu der Feier übergeben worden waren. Die Anlage liegt 390 m Über dem Meer und wird am besten von der Geroksruhe her erreicht auf dem Weg nach Wangen, bis der Wegzeiger links ab der Schillerlinde zuweist.

2.157 Mark hat diese Anlage damals gekostet, im Vergleich zum Hasenbergturm mit seinen 26.000 Mark eine preiswerte Sache. Außer dem Privatier Carl Lotter, der die Strophen des langen Gedichtes von Dr. Karl von Schönhardt, Staatsrat und Generalstaatanwalt vortragen durfte, meldete sich auch noch der damalige Vereinsvorstand, Oberforstrat Keller zu Wort und fügte einen beachtenswerten Mahnspruch an: “Hochgepflanzte Schillerlinde  mögst du stolz zum Himmel ragen tausend Jahre im Abendwinde Blütenduft zu Tale tragen!  Friede, Freiheit, Wahrheit wohne in der Schillerheimat Schwaben, solange deine Silberkrone  müde Wandrer wird erlaben!  Wie die neuen Blätter jährlich wachsen an den vielen Zweigen, mögen Freunde nicht zu spärlich unserem Verein sich zeigen.”

Es hat nicht ganz tausend Jahre gereicht. Nicht nur Menschen hat dieser Baum angezogen sondern auch Blitze. Sein markanter Standort war sicher schuld daran. So konnte auch die moderne Baumchirurgie nicht verhindern, dass der vor etlichen Jahren gespaltene Stamm krank wurde. Aus Sicherheitsgründen mussten nun die starken Äste entfernt werden. Der entstandene Torso hat in diesem Jahr wieder kräftig ausgetrieben und kann sich vielleicht noch einmal aufrappeln, doch ein stolzer Baum wird es nicht mehr werden.

Quelle: www.stuttgart-wangen.de